Im Idealfall lernen Kleinkinder zwischen dem 18. und dem 20. Lebensmonat etwa 40 bis 50 zum Teil neue Worte aktiv zu Gebrauchen. Ist diese Hürde beim Sprachlernprozess genommen, so folgen fast explosionsartig immer mehr neue Worte und auch die Bildung von Zwei-Wort-Kombinationen. Es beginnt der sogenannte Wortschatzsport.
Wann gilt ein Kind als Late Talker?
Manchen Kindern fällt es besonders schwer diese Hürde zu überwinden. Sie finden andere Wege sich auszudrücken, zeigen oder holen bspw. was sie möchten. Wer allerdings zwischen dem 18. und 24. Monat, spätestens aber mit 29 Monaten noch keinen Wortschatz von 50 Wörtern beherrscht bzw. noch keine Kombination aus zwei Wörtern formuliert, gilt als Late Talker. Betroffen sind davon etwa 15 Prozent aller Kinder und davon wiederum 3 bis 4 mal mehr Jungen als Mädchen.
Was sind Late Bloomer?
Aber keine Sorge. 50 bis 80 Prozent der 2-jährigen Late Talker sind sogenannte Late Bloomer, sprachliche Spätzünder, welche den Rückstand bis zum ihrem 3. Geburtstag problemlos aufholen. Hier helfen Beratungs- bzw. gegebenenfalls regelmäßige Kontrolltermine beim Logopäden dies zu unterscheiden bzw. Handlungsbedarf rechtzeitig zu erkennen.
Professionelle Hilfe beim Logopäden!?
Hier wird es allerdings schwierig. Eine Überweisung zu einem Logopäden erfolgt ausschließlich über den Kinderarzt. Diese zögern allerdings oft oder zu lange. Wobei ein reiner Beratungstermin bzw. die professionelle Beobachtung deutlich vorteilhafter ist, als völliges Übergehen der Situation. Oftmals kommt erschwerend dazu einen zeitnahen Termin bei Logopäde zu bekommen. Umso später eine doch notwendige Förderung erfolgt, desto schwieriger wird das Aufholen.
Eine Studie aus Heidelberg zeigt: 35 Prozent der Late Talker zeigen auch im Einschulungsalter noch sprachliche Auffälligkeiten.
Was können wir Eltern tun?
Es ist allerdings gar nicht so schwierig das eigene Kind selbst sanft zu fördern und zum Sprechen zu motivieren.
Hier 4 Tipps, wie Sie Ihrem Kind helfen können, die Wortschwelle zu überwinden:
Langsamer und nicht zu viel Sprechen!
Wenn Sie mit Ihrem Kind ein Buch lesen, so untermalen Sie die Situation ruhig mit Geräuschen, imitieren Sie Tierstimmen und gestalten Sie die Geschichte bspw. durch Gebärden lebendiger. Achten Sie dabei darauf, was genau Ihr Kind auf den Bildern mit den Augen verfolgt oder fixiert und greifen Sie nicht schon auf die nächste Seite oder Situation vor.
Ermuntern und bejahen Sie Ihr Kind bzw. dessen Aussagen!
Eine weitere einfache und effektive Unterstützung ist das Bejahen von Aussagen. Korrigieren Sie Ihr Kind nicht mit Aussagen wie: “Nein, das ist kein BrumBrum, sondern ein Auto!“. Formulieren Sie es einfach etwas positiver, wie: „Ja genau, das Auto mach brumbrum.“. Ihr kleiner Fratz fühlt sich bestätigt und nimmt den Begriff (hier Auto) viel leichter in seinen Wortschatz auf.
Weniger TV bzw. ausgewähltes Programm!
Besonders kleine Kinder ahmen die Mundbewegungen der Erwachsenen nach, um Sprechen zu lernen. Bei Trickfilmen oder aus anderen Sprachen synchronisierten Filmen passen die Laute und die Mundbewegungen allerdings nicht zusammen. Dies irritiert das junge Publikum. Also das TV Programm entsprechenden anpassen oder einfach häufiger zum Buch oder Spielzeug greifen.
Aktivieren Sie beide Gehirnhälften!
Wenn wir jemandem oder etwas Zuhören ist nur die linke Gehirnhälfte aktiv. Durch die Ergänzung von Bewegung wird auch die rechte Gehirnhälfte aktiviert. In dieser Kombination entstehen dichtere Verknüpfungen im Gehirn und Sprache wird leichter gemerkt. Ideal sind dafür Fingerspiele, Kniereiter oder auch Lieder mit bestimmten Bewegungsabläufen.